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Bedeutung der Trocknungsreserve bei Aufsparrendämmung auf Holzkonstruktion
bachlipp (3 Beiträge)
am 6.3.16

Außenwand, U=0,183

Bauteil im U-Wert-Rechner öffnen

Wir haben ein flach geneigtes Pultdach (5 Grad Gefälle), nicht belüftete Zwischensparrendämmung, Mineralfaserdämmung, Dampfsperre mit sd-Wert von 100m - und ansteigende Feuchte in der Dämmschicht und daher Schimmel.

Daher werden wir unser Dach sanieren und denken ernsthaft über weniger fehlerträchtige Konstruktionen nach. Wir denken an drei Alternativen:

1. Aufsparrendämmung mit nach innen sichtbaren Sparren, Holzschalung, Dampfbremse bzw. -sperre, Isolation aus XPS oder Holzfaserplatte und Dachabdichtung aus Bitumen oder EPDM. Mit kleinen Variationen rechnet der u-Wert-Rechner jeweils eine vergleichsweise schlechte Trocknungsreserve aus. Das angehängte Beispiel ist da eine positive Ausnahme. Doch ist Trocknungsreserve bei einer Aufsparrendämmung, bei der die tragende Holzkonstruktion ja mit Sicherheit im Warmen liegt und ohnehin kaum von Tauwasser gefährdet sein dürfte, überhaupt wichtig? Keine Klarheit herrscht bei uns darüber, ob nun zwischen Holzschalung und Isolation besser eine Dampfsperre vorgesehen wird oder eine Dampfbremse, womöglich mit variablem sd-Wert. Wäre gar ein Umkehrdach denkbar, bei dem auf die Holzschalung (ggf. mit einem Zwischenvlies) die Dachabdichtung aufgebracht würde? Wie geeignet sind Holzfaserdämmungen wirklich für diesen Anwendungsfall - m. E. werden hier ja genau wie bei Umkehrdächern i. d. R. Dämmungsmaterialien verwendet, denen Feuchte nicht viel anhaben kann?

2. Zwischensparrendämmung mit dicker (mindestens 15cm) Belüftungsebene. Hier bezweifeln viele Fachleute, dass sie überhaupt funktioniere, und befürchten, dass sie nicht gar das Gegenteil dessen bewirke, wozu sie eigentlich gedacht sei: Dass sie nämlich munter Feuchte, die an einer Fehlstelle der Dampfbremse in die Isolation eingetragen worden ist, überall im Dach verteile, wie das ja auch in unbelüfteten Dächern passiere, bei denen unabsichtlich eine Luftschicht zwischen Isolation und der wasserdichten Schicht eingebaut wurde.

3. Aufständerung des Dachs, so dass es etwa die doppelte Neigung bekommt und dann mit Flachdachziegeln luftig und fehlertolerant gebaut werden kann.

Wir neigen zur Variante 1 (Aufsparrendämmung), wünschen uns aber noch Expertise zu den o. g. Themen der Trocknungsreserve, Dampfsperre vs. -bremse und Eignung von Holzfaserdämmungen.
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 7.3.16
Gerade weil solche Konstruktionen wie bei Ihnen häufig zu den beschriebenen Schadensfällen führen stellen sie schon seit Jahren nicht mehr den 'allgemein anerkannten Stand der Technik' dar.
Kleinste Fehler in der Dampfbremse erzeugen immer weiter steigende Feuchtigkeit innerhalb der Abdichtungen, sodass solche Dächer in der Folge in manchen Fällen abgerissen werden müssen.

Unter der Bedingung, dass das Dach
zB mit EPDM-Folie abgedichtet ist
die Dachfläche von der Sonne beschienen wird
unterseitig eine feuchtevariable Dampfbremse verwendet wird
die Sparren beim Einbau trocken sind

funktionieren Vollsparrendämmungen und bleiben schadensfrei,
wenn einige weiteren Bedingungen eingehalten werden.

Die Konstruktion ist dann sowohl dämmtechnisch als auch wirtschaftlich die günstigste Möglichkeit ein Flachdach zu dämmen.
Kombinationen von Aufdach- und Zwischensparrendämmungen sind auch möglich, aber aufwendiger.

Ggf Infos per Email an : apteich(et)gmail.com

Andreas Teich. Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bauberatung
bachlipp (3 Beiträge)
am 7.3.16
Vielen Dank für die Antwort. Vereinfacht gesagt schlägt Herr Teich also als Alternative 4 vor, den Status Quo zu bauen, nur besser. Wegen der geringen Toleranz gegenüber immer vorhandenen Ausführungsmängeln bevorzugen wir allerdings alle drei im Originalbeitrag angesprochenen Alternativen mehr als die nicht unterlüftete Zwischensparrendämmung mit feuchtevariabler Dampfbremse.

Daher wäre ich sehr an Expertise zu den o. g. Themen der Trocknungsreserve, Dampfsperre vs. -bremse und Eignung von Holzfaserdämmungen insbesondere bei Aufsparrendämmung unseres flach geneigten Pultdachs interessiert.
AndreasTeich (1169 Beiträge)
am 7.3.16
Fehler können in jeder Konstruktion zum Versagen und zu Schäden führen. Ein so flach geneigtes Ziegeldach benötigt ein regensicheres Unterdach.
Ein Umkehrdach muss mit wasserbeständigen Dämmstoffen wie zum Beispiel XPS- oder am besten mit Schaumglas-Platten ausgeführt werden.
Andreas Teich Gebäude-Energieberater, Planungsbüro, Bauberatung
u-wert.net (498 Beiträge)
am 8.3.16
Hallo bachlipp,

nicht mehr Stand der Technik (weil schadensanfällig) sind:
1) starke Dampfbremsen wegen zu geringer Trocknungsreserve
2) Hinterlüftungsebenen bei Flachdächern (Ihre Variante 2) weil der Luftaustausch mangels thermischem Auftrieb zu gering ist.

Der Status Quo, allerdings mit feuchtevariabler Dampfbremse, kann tatsächlich sehr gut funktionieren und kostengünstig mit umweltfreundlichen Dämmstoffen realisiert werden. Zu dieser Variante finden Sie vielen Infos, wenn Sie bei Google folgende Suche eingeben:

trocknungsreserve unbelüftetes flachdach

Die Aufdachdämmung wird allgemein als sehr sichere Variante betrachtet wenn der Dämmstoff wasserunempfindlich ist und sowohl über als auch unter der Dämmung wasserableitende Dichtungsbahnen verlegt sind. Umweltfreundlich ist diese Variante wegen den dafür benötigten feuchteunempfindlichen Dämmstoffen aber eher nicht.

Grüße
Ralf Plag
u-wert.net (498 Beiträge)
am 8.3.16
Nachtrag:

Bei der Berechnung der Trocknungsreserve eines tauwasserfreien Bauteils geht der U-Wert-Rechner leider momentan noch etwas blind vor: So wird die Trocknungsreserve pauschal für den ungünstigsten Fall berechnet. Bei einer Aufdachdämmung bedeutet dies: Es wird Feuchtigkeit in der Dämmebene angenommen. Wenn sich in dieser Dämmebene jedoch kein Holz befindet, ist die Trocknungsreserve dort irrelevant.
Relevant ist die Trocknungsreserve wenn sich Holz zwischen zwei dampfbremsenden Schichten befindet, z.B. zwischen einer Dampfsperre und einer Bitumendachbahn.

Ein entsprechendes Update für eine gezieltere Berechnung der Trocknungsreserve bei tauwasserfreien Bauteilen ist in Arbeit.

Grüße
Ralf Plag
bachlipp (3 Beiträge)
am 8.3.16
Guten Tag Herr Plag, guten Tag Herr Teich,

vielen Dank für Ihre Beiträge - die uns in unserem Vorhaben bestätigen.

Viele Grüsse,
bachlipp

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